Diese Trainings-Tipps kommen direkt von der Tour – und ich bin sicher, sie können
auch Ihr Spiel verbessern!

Langer Arm statt Chicken Wings

Die traurige Wahrheit gleich zu Anfang: Irgendwann merkt jeder von uns, dass der eigene Schwung nicht so rund und flüssig aussieht wie beim Clubmeister oder den Jungs im Fernsehen. Und bei genauerer Analyse stellen wir fest, dass wohl im Durchschwung der größte Unterschied liegt. Beim Unterricht höre ich dann oft „Ich ziehe die Arme so an, der Rückschwung gefällt mir ja schon ganz gut.“

Chicken Wing oder abgewinkelter Arm im Durchschwung

Die Fehlhaltung wird unter Golfern oft als Chicken Wing bezeichnet. Eigentlich ein lustiger Name für ein sehr verbreitetes und ernstes Problem, denn es kann zu Schmerzen und Gelenkproblemen führen. Unter Chicken Wing wird das Ausbrechen des linken Ellbogens (bei Rechtshändern) im Durchschwung bezeichnet: Der linke Arm knickt dann ab und wirkt wie ein Hühnerflügel.
Wie bei den meisten Fehlern sehen wir auch hier wieder nur das Ende der Fehlerkette. Der eigentliche Fehler ist schon lange vorher passiert. Das ist wichtig zu wissen, denn sich jetzt einfach auf das Piching Green zu stellen und zu versuchen krampfhaft die Arme nach vorne zu strecken hilft nur sehr wenig. Wir müssen schon die Ursache bekämpfen, um dann im Durchschwung schöne lange Arme auf unseren Fotos oder Videos zu sehen. Natürlich verbessern wir dadurch schlagartig Treffmoment und Schlägerkopfgeschwindigkeit und können uns auf schmerzfreies Golfen ohne Ellenbogenmanschetten freuen. Wahrscheinlich sogar über ein besseres Handicap.

Diagnose: Habe auch ich Chicken Wings?

Wahrscheinlich hat der ein oder andere sich nun wiedererkannt, da das Problem tatsächlich sehr verbreitet ist. Also, wie kann ich feststellen, ob ich betroffen bin? Dazu brauchen wir am besten wieder eine Video-Aufnahme Ihres Schwungs und ein Standbild im Treffmoment. Überprüfen Sie jetzt einfach, ob bei Ihrem Schwung eine gerade Linie entsteht von der linken Schulter bis zum Ball oder ob Ihr linker Arm oder die Hände da schon einen kleinen Knick aufweisen?
Wenn Sie also Probleme im Durchschwung haben, würde ich gerne testen, ob Sie körperlich in der Lage sind Ihre Arme in der Vorwärtsbewegung lang zu machen und dem Schlägerkopf das richtige Release zu geben. Dazu ein sehr einfacher Test, wir brauchen dafür keinen Schläger: Sie stellen sich in eine Eisen-5-Anschprechposition, strecken Ihren linken Arm seitlich weg vom Körper, so dass er parallel zum Boden ist, die Handfläche zeigt nach unten. Bisher noch kein Problem? Jetzt winkeln Sie Ihren Ellbogen um 90 Grad an, so dass die Fingerspitzen in den Himmel zeigen. Nun versuchen Sie, wie weit Sie in dieser Haltung Ihren Unterarm nach hinten rotieren können. Die Aufgabe wäre, bis zu Ihrer Wirbelsäule oder weiter, natürlich ohne dabei die Ansprechposition zu verlassen. Falls das nicht geht, sind Sie – leider – der perfekte Kandidat für die Chicken Wings.

Wie mache ich mich lang?

Aber keine Sorge, das muskuläre Problem kann ein Physiotherapeut ganz leicht mit ein paar Übungen wegtrainieren. Nun geht die eigentliche Arbeit los. Wir müssen uns Ihren Golfschwung genau ansehen. Wie gesagt, der Fehler beginnt nicht im Durchschwung und auch nicht im Treffmoment. Der Hauptgrund für die Chicken Wings ist das Einleiten des Abschwungs mit dem Oberkörper. Richtig wäre, mit der Hüfte den Schwung einzuleiten, doch die meisten beginnen den Abschwung mit dem Oberkörper. Dadurch wird unsere Drehachse verschoben und der Schläger bewegt sich auf einer zu steilen Bahn im Abschwung. In diesem Fall ist keine Gewichtsverlagerung mehr möglich und es werden unwillkürlich Korrekturbewegungen mit den Armen vorgenommen, wie der abgewinkelte Ellbogen, um zu verhindern, dass der Schläger zu früh auf den Boden trifft. Eines führt zum anderen.
Also sollten Sie Ihren Abschwung korrigieren: Oft ist die Hüfte zu passiv und die Schultern zu aktiv. Daher die Faustregel: Wenn wir den Abschwung mit der Hüfte beginnen, folgt alles in der richtigen Reihenfolge: Die Hüfte löst die Vorwärtsbewegung aus, dann folgen die Schultern, der Schläger wird auf der richtigen Bahn geführt, die Arme haben Platz zu schwingen und können weit nach vorne „fliegen“. Und spätesten im Treffmoment sehen, hören und fühlen Sie den Unterschied.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg! Bis zum nächsten Mal!
Ihr Peter Karz
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